Angst macht kritiklos
Nein, ich werde nicht einfach alles so hinnehmen, wie es mir der Bund und die grosse Masse gerade vorschreiben will. Es kommt mir so vor, als wäre ich in meine Schulzeit zurückversetzt worden und als wären die meisten meiner MitbürgerInnen zu fleissigen Oberstrebern mutiert. So, als wäre ich von unsicheren Schülern umgeben, die sich grosse Mühe geben um das ihnen Diktierte schön wortgetreu aufzuschreiben, auswendig zu lernen und voller Stolz nachzuplappern. Ängstliche Schüler, die es verlernt haben eigenständig zu denken.
„Bleib zu Hause – rette Leben!“ Dieser Slogan löst bei mir mittlerweile fast allergische Reaktionen aus. Ich denke mir dann immer: „Könnt ihr nicht wenigstens etwas kreativer sein und selber eine Maxime erfinden? Eine spritzige Alliteration wäre zum Beispiel mal was Anderes! „Sofa sitzend Seuche stoppen“ oder sowas in der Art. Aber müssen jetzt wirklich auch noch Hansueli und Fritzli heldenhaft mit diesem „Wir-bleiben-zuhause-Satz“ prahlen und ihn jedem unter die Nase reiben? Ich persönlich glaube ja, wenn Vreni und Anna ihn bis jetzt nicht verstanden haben, dann hat die 6.5millionste Wiederholung nun wirklich auch keinen Sinn mehr.
„Social Distancing“ ist für mich übrigens schon jetzt das Unwort des Jahres 2020. Man kann sich doch wohl physisch distanzieren und trotzdem noch sozial sein! Aber wenn ich mich so umhöre, dann merke ich, dass das vielen scheinbar sehr schwer fällt. Es kommt mir so vor, als hätte die Angst dem Grossteil meiner Mitmenschen tatsächlich ihr Potenzial zum eigenständigen Denken geraubt. Als hätten sich mit der unaufhaltsamen Panikmache der Medien, urplötzlich viele Menschen um mich um zu kritiklosen Mitläufern entwickelt. Angst macht kritiklos. Was aber passiert mit der Welt, wenn der Grossteil der Bevölkerung plötzlich fast ohne kritisches Denken agiert und einfach funktioniert? Diese Vorstellung macht mir persönlich mehr Sorge, als das kursierende Virus. Vieles, was im Moment unter dem Deckmantel der Solidarität geschieht, finde ich persönlich weder sozial noch solidarisch.
Ich lasse mich jedenfalls nicht von dieser Angst einlullen und benebeln, bis ich zu allem nur noch brav „ja und Amen“ sage, was mir gerade vorgeschrieben wird. Ich finde es extrem wichtig die Dinge zu hinterfragen – auch oder eben gerade in Krisenzeiten. Wer mich kennt, der weiss wie gross mein Herz ist und wie sehr es für die Menschen schlägt. Aber es schlägt eben nicht nur für andere, sondern auch für mich selbst. Also hört auf, mir vorzuschreiben was ich tun soll, um die anderen zu schützen. Ihr, die ihr in den letzten Tagen damit beschäftigt wart uns zu belehren, wie wir uns verhalten sollen oder müssen. Ihr, die uns mindestens einmal täglich propagiert habt, dass wir gefälligst zu Hause bleiben sollen, um „Leben zu retten“. Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wie viele Menschenleben momentan durch genau diese Sofortmassnahmen zerstört werden? Natürlich werdet ihr jetzt antworten, dass diese Massnahmen schliesslich niemandem das Leben kosten, sondern „nur“ Existenzen zerstören.
Doch ihr fragt uns, ob wir es denn verantworten können, wenn wir draussen Menschen mit Covid19 anstecken würden. Ich frage euch nun, könnt ihr es denn verantworten, wenn in unserem Land, in vielleicht drei oder fünf Jahren, als Folgen der Anti-Corona-Massnahmen, plötzlich die Selbstmordraten drastisch steigen und die Depressionen und Burnouts auf dem Vormarsch sind wie nie zuvor? Könnt ihr es verantworten, wenn die heutigen Kinder in ein paar Jahren vielleicht Zwangs- oder Angststörungen entwickeln, weil ihnen die Isolation und die Panik dieser Corona-Zeit so in den Knochen sitzt? Oder wie sieht es momentan wohl mit der häuslichen Gewalt aus, bei all den „eingesperrten“ Familien? Wie mag sich diese Isolation auf all jene Kinder auswirken, deren Eltern von Angst geplagt, überreizt und vielleicht mit der Gesamtsituation völlig überfordert sind?
Eines ist für mich klar: die Langzeitauswirkungen dieser Sofortmassnahmen werden uns noch eine sehr lange Zeit begleiten – mit ziemlicher Sicherheit auch dann noch, wenn das Virus selbst schon Vergangenheit ist. Aus diesem Grund ist es für mich von grosser Dringlichkeit, dass Vor- und Nachteile sowie die Langzeitauswirkungen dieser Massnahmen kritisch hinterfragt und offen diskutiert werden. Ich behaupte nicht von mir, dass ich allein die Wahrheit kenne oder dass ich mehr weiss als andere. Alles was ich verlange ist, dass man in diesem Land immer noch kritisch denken darf und dass man seine Meinung kundtun kann, ohne gleich - sprichwörtlich - an die Wand gestellt zu werden. Auch wenn es sich um eine Ansicht handelt, die nicht der durchschnittlichen Auffassung der Bevölkerung entspricht. Jede Medaille hat zwei Seiten und wenn wir uns nur auf die eine Seite fokussieren, könnte es für uns eines Tages ein böses Erwachen geben.
Und etwas sollten wir aus der Geschichte gelernt haben; das Fehlen von kritischen Stimmen aus der Bevölkerung, hat die Menschheit schon mehr als einmal in unschöne Situationen gebracht.
So, und nun könnt ihr mit Wut auf meine Worte reagieren oder verbal zum Gegenschlag ausholen. Auch in diesem Fall habe ich mein Ziel erreicht und etwas in euch bewegt. Und ich persönlich ziehe die Wut allemal der weltweit verbreiteten, lähmenden Angst vor.
Joëlle Marti
Liebe Mitmenschen
Wir alle erleben im Moment stürmische Zeiten. Ich verstehe, dass viele von euch momentan von Ängsten überrollt werden, sei es im Zusammenhang mit Krankheit oder mit der eigenen Existenz oder sogar beidem. Wirklich, ich habe Verständnis, dass viele von euch sich im Moment Sorgen machen oder beängstigt sind. Auch ich habe mir diesen Frühling etwas anders vorgestellt und auch ich finde es etwas beunruhigend nicht zu wissen, wie die nächsten Wochen und Monate aussehen werden. Aber sind wir mal ehrlich, wir können nie wissen was die Zukunft bringt. Auch wenn ich alles bis ins kleinste Detail durchgeplant habe, kann mir das Leben jederzeit einen Strich durch die Rechnung machen – oft sogar zu meinem Besten. Aus diesem Grund verstehe ich die aktuelle Panik nicht, die wie eine Seuche durchs Land zieht. Ich weigere mich standhaft, mich dieser allgemeinen Panikmache anzuschliessen. Ausserdem bin ich sogar fest davon überzeugt, dass diese allgemeine Angst schlussendlich viel die grösseren Schäden anrichten wird, als das gefürchtete Virus selber. Was die Medien uns tagtäglich zumuten grenzt meiner Meinung nach an Körperverletzung. Fakt ist, dass Angst und Stress unser Immunsystem erheblich schwächen. Trotzdem werden wir täglich von angstmachenden und zutiefst stressenden Nachrichten zum Thema „Corona-Virus“ überschwemmt – wenn nicht sogar erschlagen. Ausserdem bewirkt diese übertriebene Panik, dass sich einige Menschen egoistisch und kopflos verhalten. Dies zeigt sich nicht nur in den unzähligen Hamsterkäufen der letzten Woche, sondern auch in den vielen Hasskommentaren und Ausgrenzungen im Einkaufszentrum oder im Internet.
Als Mutter von drei kleinen Kindern, tut es mir im Herzen weh, wenn ich höre und sehe, dass Kinder nun mehr als potentielle Virenschleudern angesehen werden. Oder wenn ich beim Einkaufen im Coop hässliche Bemerkungen zu hören kriege, weil ich meine Kinder dabeihabe. Nun ja, sie sind eben zu klein als dass ich sie alleine zu Hause zu lassen könnte und ich kann sie auch schlecht mit einer Hundeleine vor dem Einkaufsladen anbinden. Auch zu den Grosseltern kann ich sie jetzt ja nicht mehr bringen. (Nebenbei bemerkt wollte ich mir den Einkauf ursprünglich nach Hause liefern lassen, die Lieferzeiten sind aber leider alle schon tagelang ausgebucht.)
Ich behaupte, dass diese Panikseuche auf die Menschheit schlimmere Auswirkungen haben kann als das Corona-Virus. Sensibilisierung finde ich wichtig und ich habe auch kein Problem damit, dass ich mit den Kindern momentan zu Hause bleibe. Aber die Ausgrenzung und das „Mit-dem-Finger-auf-andere-zeigen“ oder gar die Diskriminierung, die von vielen panikgeplagten Mitmenschen ausgeht, ist für mich absolut unangemessen und schädlich!
Deshalb, liebe Mitmenschen, bitte wacht auf! Die Kinder sind unsere Zukunft und somit unser höchstes Gut! Bitte fragt euch auch in stürmischen Zeiten immer wieder, was euch denn eigentlich wichtig ist in eurem Leben. Ist es die Angst oder die Liebe? Das Wichtigste für mich sind Liebe, Mitgefühl und Toleranz. Mein Leben wäre für mich schlicht nicht mehr lebenswert, wenn ich diese drei wichtigen Pfeiler der Menschlichkeit nicht mehr von Herzen ausleben könnte. Ich persönlich würde auch mit meinen 35 Jahren lieber an einem Virus sterben, als dass ich meine Nächstenliebe verlieren würde. Natürlich bleibt dieser Entscheid jedem selber überlassen. Ich bitte euch einfach euer Verhalten auch in Zeiten der Angst immer wieder zu hinterfragen und euer Herz für andere offen zu halten. Isoliert euch körperlich, aber bitte isoliert nicht euer Herz. Hört auf zu denken, dass ihr wichtiger seid als andere oder dass genau ihr wisst was richtig und falsch ist. Hört auf damit andere belehren zu wollen oder ihnen Vorwürfe zu machen, weil sie nicht genau so handeln, wie ihr es gerne hättet. Ihr müsst jetzt wirklich nicht missionieren, bloss weil euch zu Hause langweilig ist. Arbeitet lieber an euch selber, jetzt wo ihr Zeit dazu habt. Hört endlich auf ganze Gruppen von Menschen in einen Topf zu werfen und haltet Ausschau nach der Liebenswürdigkeit und dem gemeinsamen Funken, der in jedem von uns ist. Konzentriert euch auf das Positive und helft einander wo es nur geht. So helft ihr nicht nur euren Mitmenschen, sondern ihr tut euch und eurem Immunsystem etwas besonders Gutes.
Und wenn ihr mal wieder in Angst zu versinken droht, dann setzt euch hinaus in die Natur, schliesst die Augen und lauscht der Melodie des Frühlings. Es beruhigt ungemein und man kommt nicht umhin zu bemerken, dass es Mutter Natur momentan so gut geht wie schon lange nicht mehr.